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Haltbarkeits von Tattoos

Hallo,
ich hätte mal eine allgemeine Frage.
Ich hab hier jetzt in den Bewertungen schon öfter was über die Halbarkeit von Tattoos gelesen. Also ob man das in ein paar Jahren immer noch so gut sehen kann. Ich hab das jetzt mal darauf geschoben, wie detailreich die Motive sind. Je mehr Details, desto größer ist das Risiko, dass man es schon bald nicht mehr so gut sieht. Ist das denn generell so, oder gibt es da irgendwelche anderen Kriterien die noch eine Rolle spielen? Weil mir das jetzt so vorkommt, als wenn man generell bei den aufwändigeren Motiven irgendwann nichts mehr erkennt?
Ich hoffe ich hab mich einigermaßen klar ausgedrückt :)
Freu mich über Aufklärung


 

Ich versuche das ganze einmal im Zusammenhang darzustellen:

Grundsätzlich muss man bei Tattoos beachten dass die Haut ein Organ ist, und die Farbe ein Fremdkörper. Es kommt also ein Fremdstoff in ein Organ. Der Körper wehrt sich dagegen, weswegen ein kleiner Teil der Farbe vom Immunsystem abgebaut wird. Dies ist aber nicht sichtbar.
Da ein Organ aber "lebt", verändert es sich im Laufe der Zeit. Dies ist ein natürlicher Prozess, der durch äussere Einflüsse (UV Strahlung, austrocknen der Haut etc.) verstärkt wird.

Bei Tattoos führt dies dazu dass die Farbe über die Jahre leicht "verläuft". Das ganze passiert an normalen Körperstellen in sehr geringen Maßen. Wir sprechen hier von Bruchteilen von Milimetern bis wenige Milimeter. An manchen Körperstellen kann das auch ein großes Maß annehmen und die Farbe über mehere Centimeter tragen bzw. komplett abbauen, weswegen diese Stellen normal nicht geinkt werden (bspw. Handinnenflächen).

Unterscheiden muss man weiterhin verschiedene Farben, da diese unterschiedliche Inhaltsstoffe haben. Das kann von Hersteller zu Hersteller verschieden sein. Dadurch wurde der Effekt über die Jahrzehnte besser, weil man grundsätzlich heute "verträglichere" Farben einsetzt. Im Einzelfall können verschiedene Farben trotzdem schlecht angenommen werden, selbst ohne Allergie (Rot wird oft genannt).
Zum Risiko wird hier das mixen von Farben nach eigenem Ermessen, denn kaum ein Inker weiss wie sich die Bestandteile der Farben zum Kunden bzw. zueinander verhalten. Sicherer hier ist: 1 Farbe benutzen und mit WasserWasser-Tattoos suchen "aufhellen" um Verläufe darzustellen.

Das sind die Grundvorraussetzungen, und dies gilt für jedes Tattoo, ausnahmslos.

Ein guter Inker weiss dies und hat eben auch Erfahrungen. Wie kann ich nun dafür sorgen dass ein Tattoo langfristig gut erkennbar ist? Verschiedene Techniken helfen hier: Starker Kontrast, klare Formen, dicke Powerlines (Bold will hold), voll ausgefüllte Flächen (gleichfarbig) und genügend Freiräume im Tattoo etc. . Ebenso der Verzicht auf zu kleine Formen und Details. Ist ja logisch das eine 0,2 mm dicke Verzierung eher schlecht aussieht wenn sie leicht verläuft als eine 5mm dicke ...

Es geht also nicht um die Anzahl der Details, sondern um deren Größe. Je kleiner das Tattoo, desto höher der sichtbare Effekt.

Das Problem bei einigen sogenannten "Effekt" Tattoos oder "Realistics", was ja der Auslöser für diese Diskussion war:

1) Es wird oft mit viel weisser Farbe gearbeitet, da diese es ermöglicht sehr tolle Effekte wie Glanz etc. darzustellen. Leider sorgt die UV Strahlung und die Produktion (ebenso das "zu sich nehmen" durch Nahrung) von Carotinen in der Haut oft dafür dass das weiss mehr oder weniger verschwindet oder einen hässlichen Gelbton annimmt. Damit wird viel vom Effekt zerstört.
Generell bei den richtig knalligen Farben: Seid euch bewusst das diese Farben im Laufe der Zeit ausblassen (tut schwarz auch, dort verliert man aber nicht soviel Wirkung!). Je nach Pflege und Schutz (gute Hautpflege, Sonnenschutz) mehr oder weniger.
2) Der Vorteil von Realistics , welcher sie so beliebt macht, ist eben die "realistische Darstellungsweise". Dies setzt voraus dass der entsprechende Künstler extrem gut zeichnen kann. Wenn diese tolle Zeichnung nun 1:1 auf Haut übertragen wird können eben oben genannte Effekte auftreten. Da realistische Tattoos meist weder mit dicken Lines, Freiräumen oder sonstigen Techniken arbeiten (geht halt bei absolut Realistischer Darstellung nicht) sorgen die Effekte im Zweifel für ein matschiges Aussehen nach wenigen Jahren. Natürlich gibt es auch realistische Tattoos bei denen der Inker darauf achtet, ist aber nicht die Mehrzahl. Kann sich ja jeder selbst ausdenken: Welches Tattoo verliert durch die unweigerlichen Veränderungen der Haut mehr an Wirkung und Qualität: Das millimeter genauer, super realistische Bild mit 120 Farben oder das klar gegliederte Motiv?
3) Zu kleine Details sollte man aus Tattoos rauslassen. Auch zu feine Linien sollten vermieden werden. Ein Beispiel was mein Inker mal ablehnte:
http://pubs.logicalexpressions.com/pub0009/UserImages/AI33...
Hätte er machen können ... wer langfristig aber nicht schön geblieben.

Soviel mein Senf.
Das ganze könnte man locker auf mehere hundert Seiten aufblähen und detailliert beschreiben, aber es soll ja nur nen kleiner Überblick sein

 

Vielen Dank für den "kleinen" Überblick und dass du dir die Mühe gemacht hast, mir das so ausführlich zu erklären :)
Jetzt bin ich auf alle Fälle schonmal schlauer.
Je mehr ich hier über das tätowieren erfahre, desto fragwürdiger finde ich mittlerweile, dass doch eigentlich jeder "Depp" ein Tattoostudio aufmachen darf.

 

solange es wochenendkurse gibt, bei denen man über nacht zum tätoowierer wird, wird das leider so bleiben.. wir haben einen im nachbarort, der hat im dezember nen pierc- und tattoowochenendkurs belegt und besitzt seit januar sein eigenes studio.. zwischen kurs und eröffnung liegen 2 wochen-erfahrung gleich null..seine linien sind ein grauen, benutzt irgendwelche billig-ebay-farbe von denen de leute ausschlag bekommen und wenn er Sterne sticht sehen diese aus wie blumenkohl...mit verantwortung seinen mitmenschen gegenüber kann halt nur der umgehen, dem nicht geldscheine auf den pupillen kleben..

 

Da ist es ja dann kein Wunder, dass es so viele verhunzte Tattoos gibt. Aber im Grunde sind find ich auch die Kunden mit verantwortlich. Immerhin gehen sie trotzdem noch in solche Studios ohne sich vorher schlau gemacht zu haben und stecken dem "Möchtegern-Künstler" ihr Geld in den Hintern. Leider muss ich mich selbst da auch dazu zählen :(
Nochmal passiert mir sowas aber nicht :)

 

se sind in zwei punkten selbst schuld:

1. sollte man als kunde vorher meinungen einholen, bilder angucken und sich ein bild vom studio machen.. als laie vielleicht nicht ganz einfach aber wackler sollte man ja sehen..

2. sollte ein tattoo nicht vom preis abhängig sein sondern von der qualität.. es gibt viel zu viele die zum erstbesten um die ecke gehen, nur weil der billig ist..obwohl der zweibeste für mehr geld bedeutend besser sticht..geiz ist bei tattoos der falsche weg.. was jetzt NICHT heißen soll, das teuer automatisch auch gut ist!

 

Ja da stimm ich dir vollkommen zu.
Nur glaube ich zusätzlich, dass es für einen Laien oft sehr schwer ist Qualitätsunterschiede zu erkennen. Das seh ich hier oft genug.
Ich merk das ja an mir selbst auch oft. Natürlich kann man super von grotten schlecht unterscheiden. Aber manchmal, besonders anfangs, hab ich überhaupt nicht verstanden warum es so viel Kritik gehagelt hat bei manchen Motiven. Ich hab da überhaupt nichts gesehen was ich selbst jetzt als so schlecht bezeichnet hätte. Mittlerweile glaub ich aber, dass ich es besser nachvollziehen kann, oder hoffe es zumindest :D
Als Laie ist einem halt auch nicht unbedingt bewusst, was ein Tätowierer eigentlich alles beachten muss. Da gehört doch viel mehr dazu, als man anfangs vielleicht denkt.

Moderator
 

Deshalb ist es auch eine gute Idee, sich VOR dem tätowieren, z.B. auf solchen Seiten wie diese hier, schlau(er) zu machen.

 

Jo das ist es sicherlich. Tja...später ist man immer schlauer

 

Hey,
super vielen Dank für die klasse Ausführungen!! *thumbsup*

Das mit dem Informieren ist dann aber auch so ne Sache. Schau...man guckt sich als Laie hier um, findet tolle Tätowierer deren Bilder einen umhauen und geht zu denen...und dabei sind das dann welche, die genau diese Regeln nicht einhalten und nur auf "Wow" hin tätowieren. Ist echt schwierig, find ich als Einsteiger...

Ansonsten finde ich halt, sollte man sich für nen Tattoo eben Zeit lassen, gerade wenn es etwas größeres ist und eben in dieser Zeit entsprechend informieren, einlesen etc. (so mach ich das zumindest). Wer es eh nur als Mode-Tattoo (oder weils grad "in" ist) haben will, der ist bestimmt eh nicht auf sowas aus sondern eher auf Blümchen und Schnörkelchen ;) Und derjenige ist dann auch selber schuld, wenns ne Gurke wird...merkt man ja hier auch immer wieder an den Kommentaren "ich wollts genau so". Nicht besser wissen und nicht besser wissen WOLLEN.

 

Aber man kann z.B. in 10 Jahren ein Portrait schon auch wieder flott auffrischen und nachstechen lassen,so dass es wieder genau so aussieht oder nicht?

 

Portraits, zumindest die gut gemachten ... haben durch "Haut" eh genug Platz zum ordentlichen leben ... entweder wird die Haut einfach gelassen wie sie ist und nur die Schatten gesetzt (bei B/G) oder relativ gleichmässig gestochen. Da sehe ich eher geringe Probleme.

Grundsätzlich ist jedes Tattoo auffrischbar. Aber die mit "klaren" Konturen weitaus einfacher ....

 

Ok alles klar,danke.Lasse mir nämlich bei Randy meine 3 süssen Kinder auf die Haut zaubern.Finde seine Arbeiten sensationell,denke da kann nichts schief gehen.ansonsten eben in paar jahren wieder bissl nach peppen lassen.:-)


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