Das Thema taucht ja hier immer wieder auf. Und wir haben ja auch den ein oder anderen hier, der dagegen ankämpft, dass Tattoo mehr und mehr als Modeaccessoire "mißbraucht" werden.
Macht es Sinn ständig dagegen zu wettern und Widerstand zu leisten?
Ist es nicht eher so, dass es längst geschehen ist und die "richtig Tätowierten" (ich nenn sie jetzt mal so) es nur noch akzeptieren müssten?
Wir befinden uns an so einem komischen Scheitelpunkt und der ist ätzend.
Für die Zukunft hoffe ich einfach mal, dass es sich aufteilen wird:
Die Stecher und entsprechende Kundschaft, die die Bloggerszene, das Schnelllebige und Oberflächliche bedient und die, die weiterhin die Tradition verfolgen, aus der das Ganze mal gewachsen ist, den etwas leidenschaftlicheren Ansatz leben eben. Mischformen wird's weiterhin geben, alle mögen in friedlicher Koexistenz nebeneinander her...was auch immer.
Wenn man nicht vom tätowieren lebt mag einem das alles etwas lustiger, leichter und unkomplizierter erscheinen, als es tatsächlich ist, aber ihr habt in euren Jobs sicher auch manchmal richtig Bauchweh, könnt nicht schlafen, weil euch was so richtig aufregt, reibt euch an der Chefetage, weil die Werte vertritt, mit denen ihr nicht mehr konform gehen könnt oder wollt, den Burnout stets im Blick. Akzeptiert's doch auch einfach.
Ich glaube auch, dass es wenig Sinn macht sich ständig darüber aufzuregen. Es gibt nunmal diese Modeerscheinung und man muss sie ja nicht mit machen, sollte aber auch die Leute die dies tun nicht verurteilen. Es hat nunmal jeder das Recht sich in irgendeiner Form tätowieren zu lassen. Und viele Tätowierer brauchen auch diese Kundschaft um Geld zu verdienen. Also was solls sich darüber aufzuregen. Im übrigen meine ich, dass es auch früher schon ne Menge Mitläufer gab. Wenn ich an meine Jugend zurück denke, als die meisten Leute noch im Knast oder in irgendwelchen Hinterzimmern von Kneipen mit selbst gebauten Maschinen tätowiert wurfen. Was sind da für scheiß Bilder entstanden und Viele haben es hinterher bereut. Die meisten, die ich kennen gelernt habe, waren Alkoholiker oder auf dem guten Weg dorthin. Einige haben den Absprung geschafft, sind aber meist nicht stolz auf ihre Tattoos, sondern haben sich eher damit abgefunden. Es gab also schon immer Solche und Solche, nur sind es heute prozentual gesehen wesentlich mehr.
verfasst von Hattori Hanzo am 13. November 2014 - 7:23.
Spannendes Thema, zumal die "Grenze" ja auch recht schwammig ist. Wer von uns ist denn überhaupt "richtig tätowiert" und wer ist "Fashionista"?
Klar gibt es hier einige Modelle, wo das ziemlich eindeutig zu erkennen ist (in beide Richtungen), aber es gibt ja keinen" Club der richtig Tätowierten e.V.", dem man beitritt und dann mit Nachweis über die anderen Modejunkies herziehen kann.
Dennoch find ich den Trend erschreckend. Meine Großcousine hat mich zB vor einigen Monaten angesprochen, weil sie mein Wadentattoo (damals gerade in der Mache) "mega geil" fand und erzählte, dass sie sich auch gerne tätowieren lassen würde, aber ja noch 17 ist.
Habe dann lange mit ihr gesprochen, dass sie sich aber vorher gut informieren und sich Zeit lassen soll. Hab ihr von mir erzählt, wie ich zu meinen Tattoos kam, von dieser Seite hier und wie viele geile, aber auch sauschlechte Tattoos man sich abholen kann, wenn man sich nicht richtig informiert. Usw usw...
Das Ende vom Lied war: 3 Wochen später (sie war mittlerweile 18) hab ich sie wieder getroffen und sie hatte ihr Geburtsdatum in römischen Zahlen am Schlüsselbein und eine Herzkontur am Knöchel. Hurra...
Als dann ihr Freund später mal mein fertiges Bein sah, meinte er O-Ton: "Boah krass - dafür musste aber bestimmt zu nem richtigen Profi gehen, oder?"
Für mich zwar mega unverständlich, wie man nicht for jedes Tattoo, das lifelong seinen Körper schmücken soll, zu einem "echten Profi" geht, aber ein Indiz dafür, wie dies Jugend darüber denkt.
Vergleichbar mit Modeschmuck. Die täglich wechselnden billigen Accessoires kann ich ja günstig bei Betty Barclay oder wie das heißt kaufen. Die sind ja nur kleines Beiwerk, sehen aber schick aus. Und für mehr ist eh kein Geld da, das kann ich mir nicht leisten.
Bei Tattoos ähnlich. "Haben wollen" ist erste Prämisse und zwar "sofort". Warten ist doof, weil sonst hat nachher die beste Freundin ihr Gemale vor mir! Und da es ja nur "was kleines" werden soll, ein Accessoire eben, muss ich damit ja auch nicht zum Profi gehen.
Und so, wie es Betty Barclay an jeder Ecke gibt, gibt es eben auch Tattoovierer am jeder Ecke, die genau diesem Klientel dienen.
Aber ganz ehrlich: drüber aufregen??
Nee, danke! Wenn ich 18-Jährige wählen gehen oder Autos lenken lasse, dann sollen sie sich da frei schalten und walten.
Bekehren kann ich keinen. Da kann ich mich auch gleich mit nem Schalke-Schal in Dortmund rum treiben und mein Glück versuchen. Wäre ebenso erfolglos...
So, ich muss leider. N paar mehr Gedanken hätt ich noch. Vielleicht sagt die liebe Edit später noch was...
Du meinst bestimmt Bijou Brigitte und nicht Betty Barclay.....^^
Da hol ich auch ab und zu mal klim bim...!
Es gibt eben Menschen die, die Fehler selbst begehen und die Konsequenzen selbst schmecken müssen um daraus zu lernen! Da kannst babbeln soviel Du willst!
....grübel.......bin ich fashionista..... ^^....
verfasst von Hattori Hanzo am 13. November 2014 - 20:25.
Hahaaaaa.... Stimmt.... (und das kam mir beim Schreiben schon so komisch vor).
Betty Barclay macht irgendwie Mode, oder?
Aber da sieht man mal, wie oft ich da bin...... ;P
ich finde dieses Thema zwar spannend aber andererseits auch irgendwann ermüdend... schlussendlich ist es doch bei jeder Ideologie entscheidend, was man selber daraus macht.
Ich stelle mich - mag überheblich klingen - selber gar nicht auf die selbe Stufe wie z.B. eine Trägerin eines Unendlichkeitszeichens auf dem Unterarm. Hab aber auch bisschen gelernt, zu akzeptieren, dass es halt auch "solche" Leute gibt.
Und jeder, der sich wirklich mit der Szene auskennt, wird ein Unterschied zwischen mir und einer Modetattoo-Trägerin erkennen... und der Rest? *abwink*
Natürlich ist das nicht aufzuhalten und wird sich weiter in Richtung Mode entwickeln.
Wir brauchen uns doch nur 2 einfache Tatsachen ansehen.
1. Früher hat man sich an verdeckten Körperstellen tätowieren lassen,heute ist es sofort der Unterarm,Handgelenk oder Hals.Warum das so ist,ist ja jedem klar.
2. Jeder Zweite der hier sein Tattoo bewerten lässt fällt aus allen Wolken,weil man ihm sagt das es mies und/oder einfallslos ist.Dann sind alle total beleidigt (Ausnahmen bestätigen die Regel).ALLE finden diese Seite NACHDEM sie beim tätowieren waren.Die meisten machen sich einfach keine echten Gedanken über die Tragweite ihrer Entscheidungen.
Ich rege mich darüber nicht auf.
Interessant finde ich den Beitrag von Sandra!
Als Tätowierer muss einen sowas wirklich nerven.Wenn 50% (nur sone Zahl) der Kunden vor ihr stehen und sagen: "Ich hätte gerne 3Sterne und La Familia auf den Unterarm,aber nicht zu groß.".
Da dreht man doch irgendwann durch.
Mein Tätowierer sagte mal zu mir "Wenn ich mich breitschlagen lassen würde und jedem der hier reinkommt seinen gewünschten Spruch steche,wäre ich stinkreich.Haufen Kohle für wenig Arbeit.Aber auf so einen Scheiß habe ich echt keinen Bock.".
Wir paar Typen hier können das doch sowieso nicht beeinflussen.
Wir haben doch schon Probleme die Leute in unserem nähesten Bekanntenkreis zu "bekehren".Siehe Hattori.
In einem anderen Thread hatten wir dieses Problem auch schon.Selbst enge Freunde/Bekannte hören nicht auf uns und lassen sich irgendwelchen belanglosen Kram stechen,nur um auch "dazu zugehören".
Ich glaube auch,dass die heutige schnelllebige Zeit einen hohen Einfluss hat.
Keiner will warten.Jeder ist immer und ständig erreichbar und online.Alles muss immer sofort erledigt und entschieden werden.
Ich glaube,dass es gerade für junge Leute extrem schwer ist sich in Ruhe und mit Bedacht mit dem Thema Tattoos auseinander zu setzen.
verfasst von Hattori Hanzo am 13. November 2014 - 9:32.
Etwas OT, aber doch irgendwie passend:
Ich hab letztens nen Auftritt von Luke Mockridge gesehen über das Thema "Kids der Neunziger". Da war auch das Thema "Langeweile und Warten" ein Thema - natürlich mit viel Humor und Übertrieben, aber im Endeffekt ist es ja so:
Heutzutage kennt doch keiner mehr echte Langeweile. Sobald man länger, als 10 Sekunden auf den Bus warten muss, wirds Handy rausgekramt und gedaddelt oder geWhatsappt (Mann, was für eine Vokabel - Asche auf mein Haupt). Jetzt hör ich zwar an, wie meine Eltern, aber: das war früher anders.
Da hat man eben 30 Minuten am Bahnhof gestanden und sich echt gelangweilt. Ohne Handy, ohne Internet, nur mit Löcher in die Luft gucken, Steinchen wegtreten und wenn man "in" war, mit etwas Glück zumindest mit nem Walkman und Kassette bewaffnet.
Da gehörte Warten und "sich mal Gedanken" machen dazu.
Heutzutage heisst doch "sich Gedanken über ein Tattoo machen":
- google an
- "Tattoos" eingeben
- entweder Motiv in Zeile 3 geil finden oder eben doch das von Rihanna oder Marco Reus
- "Tattoostudio" suchen > Umkreissuche 5km
- ersten Tätowierer nehmen und Terminwunsch-Mail schreiben
- und ab geht's
- dann 2 Möglichkeiten:
1) Termin sofort und machen, oder
2) Man gerät durch Zufall an einen guten Tätowierer. Der hat vielleicht nen künstlerischen Anspruch und man überlegt noch am Motiv herum. Spätestens, wenn aber dann der Termin in 3-6 Monaten überlegt wird, verlässt man sofort den Laden. "N halbes Jahr warten - der spinnt wohl! Ich will das sofort"
dann:
- Tattoostudio suchen > Umkreissuche auf 10km erweitern
- und wieder von vorn
verfasst von Frankenheim am 13. November 2014 - 9:12.
Jede Zeit hat seine Zeit.Und damit auch seine Einflüsse.Als ich mir 78 meinen Ohrring reingehauen habe war ich der Assi schlechthin im weiten Umkreis.Ein Jahr später mit dem ersten Tattoo auf dem Unterarm ein Knastbruder.
Man muss es nicht mögen,aber den Gedanke das man als Bunter etwas außergewöhnliches ist,den kann man sich abschminken.Und wer sich zutackern lässt um etwas außergewöhnlich zu erscheinen,nun ja,wer es braucht.
Wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet, ist auch die Tattooszene Moden unterworfen. Ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sind fast alle hier von diesen beeinflusst. Ich möchte mich hierbei nicht ausschliessen.
Vor 10 Jahren fand ich Oldschool Teile einfach nur furchtbar hässlich und heute liebe ich sie. Da frag ich mich manchmal schon, ob ich mich einfach entsprechend "entwickelt" habe, oder ob ich von der aktuellen Mode beeinflusst bin. Wahrscheinlich ist es, wie bei so vielen, eine Mischung aus beidem.
Was ich aber mit Sicherheit weiss ist, wäre ich heute 18 hätte ich zu 100% so ein Infinity-FensterVögel-Dingens tätowiert (oder vielleicht eher das, was man so als Gegenpool zur Komerzwelt aktuell tätowieren lässt). Mit 18 war ich noch ein halbes Kind, fühlte mich allwissend und total erwachsen. Dementsprechend hab ich mir auch jeglichen Mist tätowieren lassen um cool zu sein (er war damals übrigens auch cool). Aber war soll's, das waren halt meine ersten Schritte in die Tattoowelt.
Daher versuche ich nicht das ganze nicht allzu sehr zu verurteilen und vor allem sollte man es nicht überbewerten. Viele von denen, die heute mit Modetattoos rumlaufen, werden in ein paar Jahren Hammerteile auf sich tragen.
In einer Zeit, in der es eine Mode ist, anscheinend keinen Moden zu folgen, ist eh alles eine Mode.
Zum Thema warten: ich war gestern in meinem Studio zum Besprechen und Termin machen - erster freier Platz 1. Juli. Daraufhin hab ich gesagt dass ich mich im Sommer nicht gern tätowieren lasse und hab einen Termin im November gemacht (entsetzte Blicke einer anderen Kundin). Klar ich hätte den Termin am liebsten nächste Woche aber das geht nun mal nicht und das ist zu akzeptieren.
Hab während des Wartens ein Gespräch mitverfolgt bei dem eine junges Mädchen richtig gebettelt hab heuer noch gestochen zu werden. O-Ton Tätowierer "ich kann niemanden wegen dir rauskicken aber wenns eh nur sowas kleines ist, kann man ja schauen ob ich dich vielleicht irgendwo dazwischen schieben kann."
Ich persönlich möchte auf keinen Fall "dazwischen geschoben werden" - aber gut.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass mein Wunschmotiv in einem Jahr nicht aus der Mode kommt - oder noch schlimmer "In" wird ;-)
verfasst von Hafensänger08 am 13. November 2014 - 10:59.
Mehr als 6 Millionen Deutsche sind tätowiert - so viele wie noch nie zuvor. In der Altersklasse der 25 -34 -jährigen befindet sich der höchste Anteil Personen mit Tattoos (22%)...
Das deckst sich mit meinen eigenen (statistisch natürlich nicht signifikanten) Beobachtungen in Freibad, Fußgängerzone und am Urlaubsstrand. Und die Zahl der massenhaft dahingetackerten Mode- und Dekostempel überwiegt bei weitem die Zahl jener Tattoos, für die der Begriff "Tätowierkunst" angewendet werden kann.
Ist das jetzt ein Grund, den Untergang des Abendlandes (oder wenigstens der Tätowierkunst) zu befürchten?
Nein. Der Boom des Einen führt nicht automatisch zum Untergang des Anderen. Ich vermute eher, dass sich zwei sehr unterschiedliche Tattoowelten entwickelt haben. Die existieren ohne klare Abgrenzung von einander parallel nebeneinander her. Bei den Tätowierern kann man das doch zum Teil schon beobachten: Klar, einige machen (auch zum Broterwerb) beides, aber einige haben sich auf das Stempeln von Massenware spezialisiert, während andere sich inzwischen konsequent weigern, Modemist zu stechen oder den Schrott anderer zu covern und/oder zu verbessern.
Wie ich gestern schrieb: - gleichzeitig (also parallel zum Massengestempel) entwickelt sich die Tattookunst handwerklich und künstlerisch kontinuierlich weiter. Abstrakte Tattoos, Blackwork, Neo-Traditionals, Comicstyle etc. waren noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar. Maori- und Asiatattoos gibt es (jetzt auch in Europa) in nie dagewesener Qualität. Soviel gute Literatur, Studien und so gute Bildbände (Ergänzung: Dokumentarfilme) zum Thema hat es noch nie gegeben. Genau wie Fachzeitschriften und Conventions (wobei die Convention in Hintertupfingen nicht unbedingt ein Qualitätsgarant ist).
Außerdem bedeutet auch nicht jede Modeströmung automatisch einen qualitativen Rückschritt der Tätowierungen . Die Hipster, die ich in Berlin und Kopenhagen beobachte, sind fast durchgängig sehr ansprechend tätowiert.
Entsprechend macht es (bezogen auf die Eingangs gestellte Frage) meiner Meinung nach wenig Sinn, "- dagegen zu wettern und Widerstand zu leisten".
Sinnvoll ist es, das eigene Hobby (-Beruf sowieso) mit Liebe zu betreiben und sich weiter zu entwickeln. Sinnvoll ist es auch, offen zu sein für jene 10% der Tätowierten, die ihre Tattoos inzwischen bereuen. Wenn die hier auf dieser Seite um Rat bitten, macht es Sinn, nach besten Wissen und gewissen Rat- und Vorschläge zu erteilen und auf gute Tätowierer zu verweisen. Für manchen war die Korrektur der kleinen "Modegurke" übrigens der Einstieg in ein tolles Hobby. Auch schon erlebt.
Die Fashionvictims zu überzeugen funktioniert nicht. Das weiss jeder, der es im eigenen Familien oder Freundeskreis versucht hat. Da kann man genauso gut auf einen toten Hund einreden.
Akzeptieren muss man den gestochenen Freibadmüll aber natürlich auch nicht...
Es existieren heute schon verschiedene Tattoowelten. Man kann sie einmal grob nach Stilen unterteilen. Dann gibt es die, die nur mit einem Tattoo glücklich sind, bis zu den vollgetackerten. Man kann das ganze schlussendlich auf jeden einzelnen Menschen runterbrechen, denn jeder lebt wieder in seiner eigenen Tattoowelt.
Jemand, der sich ein Oldschoolteil stechen lässt, hat eine ganz andere Vorstellung und Wahrnehmung, wie jemand mit einem Realistic Tattoo. Dann gibt es noch die "Litte Swastika-Leute", die eh kaum einer mehr versteht...die Chaim Machlev Kunden, die ihre Körper in grafische Kunstwerke verwandeln lassen.... die wandelnden Tapeten, die hunderte kleiner Bildchen tragen.... die Maorieliebhaber...die Prolls..... und eigentlich haben all diese Gruppen im Grunde nichts miteinander gemeinsam. Was macht es da aus, dass es halt noch die Gruppe der Modetätowierten gibt? Es ist halt einfach ein andere Erwartungshaltung an Tätowierungen .
verfasst von LostVampire am 13. November 2014 - 11:43.
Wie bei allem, kommt es auch hier ein bisschen auf das „Wie“ an.
An sich finde ich es sehr gut und wichtig, seine Meinung zu vertreten. Gerade bei Tattoos ist es durchaus vernünftig, jemandem erstmal abzuraten, wenn er sich sofort ein Modeteil stechen lassen will, weil „das so cool ist“. Denn Mode verändert sich – je nachdem sogar unglaublich schnell.
Ich kenne so viele Mädels in meinem Alter, die ein Arschgeweih haben und sich heute dafür schämen, eben weil sie es nur gemacht haben, weil das damals als „cool“ galt.
Lasse ich mich also nur tätowieren, um ein positives Feedback der Allgemeinheit zu erhalten, stehen meine Chancen, dass mein einst cooles Tattoo, irgendwann zur totalen A…karte verkommt, ziemlich gut… Gerade, wenn mir die Außenwirkung wichtig ist, sollte ich das bedenken.
Klar, viele Leute wollen gar nicht so weit denken, aber ich finde es trotzdem wichtig, wenigstens zu versuchen, ihnen das bewusst zu machen.
Gleiches gilt für die Leute, die unbedingt etwas Bedeutungsschwangeres haben wollen. Da geht es dann weniger um das Tattoo an sich, sondern mehr um die Aussage, die das Tattoo über einen treffen soll.
Auch hier ist die Außenwirkung wieder sehr wichtig. Denn viele Leute, die sich ein „La Familia“ oder die Namen ihrer Kinder stechen lassen wollen, hoffen, dass andere bei diesem Anblick denken, was für tolle Familienmenschen / Eltern sie doch sein müssen. Macht man diesen Leuten bewusst, dass das auch eine ganz andere Wirkung haben kann und ein gut gemachtes, kreatives Teil viel besser ankommt, kann das schon etwas bewirken.
Trotzdem sollte man respektieren, dass es einfach Leute gibt, die ein Arschgeweih wollten und auch heute noch absolut dazu stehen. Oder dass manche Leute kein kreatives, ausgefallenes Motiv wollen, sondern ganz simpel den Namen ihres Kindes. Nicht nur, weil es Mode ist, sondern auch, weil sie es so möchten. Weil es ihnen gefällt.
Dann sollte man zumindest für eine Sekunde die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese Leute ihre Tattoos nicht bereuen werden. Dass auch ein Unendlichkeitszeichen schön und sauber gemacht sein kann. Und dass diese Leute nicht gleich blöd sind, nur weil sie sich nicht von ihrem Wunsch abbringen lassen.
Das ist der Punkt, den ich am Anfang meinte: Das „Wie“. Ich kann jemandem vernünftig erklären, was Tattoos bedeuten, welche Tradition sie haben und dass es in der Regel sehr viel klüger ist, sich damit auseinanderzusetzen und Zeit zu lassen. Und am Ende kann ich die Entscheidung anderer auch dann respektieren, wenn ich mich ganz anders entschieden hätte. Oder ich kann jemanden beschimpfen und als Person herabsetzen.
Mit der Zeit hat das, denke ich, nichtmal so viel zutun. Ich kenne genug Männer um die 50 oder älter, die irgendwelchen Schrott tätowiert haben, weil sie in ihrer Jugend irgendwo dazugehören wollten. Oder weil sie damit provozieren wollten. Oder weil sie es einfach cool fanden. Und ich kenne auch in meinem Alter genug Leute, die direkt mit 18 zum nächstbesten Studio gewackelt sind und sich irgendwas aus dem Katalog ausgesucht haben, Hauptsache tätowiert.
Heute ist es mehr geworden, weil Tattoos allgemein anerkannter sind als früher und die Studios teilweise wie Pilze aus dem Boden schießen. Trotzdem glaube ich nicht, dass sich früher jeder total viele Gedanken gemacht hat und / oder wirklich einen Bezug zur Szene hatte.
Letztendlich denke ich nicht, dass man diese Entwicklung total akzeptieren muss und ich denke auch nicht, dass es viel bringt, sich bis zum Herzinfarkt hineinzusteigern.
Ich kann eine gute gemachte Feder als solche problemlos anerkennen, auch wenn ich selbst keine haben wollte. Und ebenso kann ich mit jemandem befreundet sein, der von oben bis unten mit Modeschrott überhäuft ist, ohne mich ständig darüber auszulassen. Und zu guter letzt kann ich hinnehmen, wenn Leute glücklich mit ihren Tattoos sind und es ihnen vollkommen egal ist, was ich darüber denke. So wie auch mir nicht jede Meinung wichtig ist.
Tatsächlich glaube ich, dass das bei einigen das eigentliche Problem ist. Nicht, dass es sie interessiert, wer sich was stechen lässt, sondern dass sie wollen, dass die eigene Meinung anerkannt wird. Damit, dass diese anderen scheißegal sein kann, muss man sich aber ab und an arrangieren und das kann viel schwerer sein, als sich mit Modetattoos arrangieren zu müssen ;)
verfasst von LostVampire am 13. November 2014 - 14:06.
Ich glaube an dem Punkt, dass man einerseits tätowiert sein will, um "cool" und "individuell" zu sein, aber gleichzeitig dann doch nur was Kleines will, damit die Veränderung nicht zu groß ist (aber eben an einer offensichtlichen Stelle, damit es schon gesehen wird), ist was dran - zumindest bei einigen.
Andererseits glaube ich, dass es auch genug Leute gibt, die sich extra etwas "Krasses" stechen lassen, nur um sich bewusst abzugrenzen.
Sich in Gruppen zusammenzufinden und sich damit gleichzeitig von anderen abheben zu wollen, ist etwas sehr menschliches.
Aber natürlich birgt das auch immer gewisse Probleme, die wohl so ziemlich jede "Szene" kennt. Vor allem die Szenen, die irgendwie schon noch den Ruf haben, hart zu sein, aber irgendwie auch schon sehr anerkannt und verwässert sind (im musikalischen Bereich ist Metal hier ein gutes Stichwort).
Jeder will hart sein und jeder will irgendwie mitmachen und anders und cool und individuell sein (der Drang danach ist heute viel größer, weil es heute schwerer ist, in der Masse noch aufzufallen. Früher konnte man ja mit fast allem provozieren.). Aber weil das auf jeden zutrifft, ist man dadurch dann doch wieder nicht härter und cooler als der Rest.
Natürlich ärgert einen das - vor allem die, denen die Szene wirklich etwas bedeutet und die sie nicht nur ausnutzen, um ein härteres Image zu bekommen.
Dagegen machen kann man aber vermutlich nichts. Deshalb (und das ist nur meine Meinung) würde ich mich nie vollkommen über eine Szene definieren. Denn es gibt in jeder Szene Idioten und Mitläufer. Die gab es immer und die wird es immer geben. Sogar in den "kleineren" Szenen, die auch heute noch nicht so anerkannt sind (z.B. Skins) gibt's mitunter die größten Idioten, die auch nur dabei sind, weil sie das für ihr Ego brauchen.
Damit will ich nicht sagen, dass einem die Szene bzw. gewisse Gruppen nicht wichtig sein dürfen. Und ich will damit auch nicht sagen, dass man jeden sofort dort willkommen heißen muss. Aber wenn man weiß, warum man gewisse Dinge macht, dann sollte man die Mitläufer wenigstens soweit hinnehmen können, dass sie einem nicht den Spaß an allem verderben.
verfasst von Jochen2003 am 14. November 2014 - 10:21.
Hmm was unterliegt denn keiner Modeerscheinung, oder sind auch nicht Stilrichtungen schon eine Modeerscheinung.
Als ich vor 35 Jahren am Lagerfeuer saß, wir mit Nadel, Faden und einem Fläschchen Rotring Tinte und mein eigentlich erstes Tattoo in meinem Oberarm hämmerten (Zum Glück jetzt unterm Wolf verschwunden,) bestanden Tattoos aus einzelnen Punkten und Blowouts hatten noch nicht mal einen Namen, sie gehörten dazu.
Einen professionellen Tätowierer gab es eventuell im Hamburger Hafen aber nicht hier auf dem Land.
Hässliche Schwerter und Anker, krumme Herzen, KiSS Logo und AD/DC Schriftzüge waren das machbare.
Von Tattookunst konnte da keine Rede sein.
Heute gibt es perfekte Maschinen, für spezielle Eigenschaften, Farben in alle Richtungen, der Inker ist ein echter Künstler geworden und kann selbst Portraits fast lebensecht auf die Haut bannen.
Hmm ist das nicht auch eine Modeerscheinung?
Hier werden Schriftzüge oder kleine Symbole Zeichen oder sonstwas am Unterarm als Modeerscheinung heruntergewürdigt und sehr schöne Realistics hochbewertet.
Unter den besten Tattoos, lange auf Platz eins hier findet man dieses hier.
Eine geile Arbeit, ohne Zweifel, perfekte Ausführung, toller Blick perfekte Datails...
...aber komme ich in ein Geschäft das Wohnungsdeko verkauft, finde ich seit ca. 1,5 Jahren Eulen in allen Variationen, für die Wand, als Vase, Deko Figur usw..
Da frag ich mich.....ist eine Eule nicht auch eine Modeerscheinung?
Das so oft verachtete Arschgeweih, oft auch eine sehr gute Arbeit, wurde doch von Muggels (Frei nach Harry Potter) kaputt gemacht und wird jetzt sogar noch von Menschen aus der Tattooszene herunter gemacht. Ich finde ein gut gemachtes Tattoo in der Michaelis Raute auch heute noch ansehnlich und würde niemanden dafür verurteilen.
Ich finde viele Tattoos tragen die Zeichen der Zeit in denen sie gemacht wurden, und das sollte auch so sein.
Und diese Schriftzüge am Unterarm werden ja von Stars, oder solche die es gern sein wollen momentan vorgemacht und scheinen ja dann Begehrlichkeiten bei vielen Jüngeren/Heranwachsenden zu wecken. Naja warum nicht.
Nur sollte jeder Inker hier Aufklärung leisten, nicht schnell mal was stechen sondern reden, erklären wie man in Zukunft darüber denken könnte, was man sich auch aussetzt mit einem sichtbaren Tattoo, auch in der heutigen Gesellschaft leider noch.
Als Tattooträger bekommt man oft genug Gegenwind von Muggels, sogar Anfeindungen ist man ausgesetzt, wobei es doch uns egal ist, ob jemand nicht tätowiert ist.
Das sind jetzt nur so Gedanken / Gedankenfragmente die mir beim Lesen der Texte in den Kopf schossen, vielleicht einfach mal die 5 gerade sein lassen (Kann man diesen Spruch eigentlich bildlich darstellen...Frage an Inker?)
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Die Diskussion begann in diesem Thread
http://www.tattoo-bewertung.de/tattoo/für-meine-eltern-2#...
Wir befinden uns an so einem komischen Scheitelpunkt und der ist ätzend.
Für die Zukunft hoffe ich einfach mal, dass es sich aufteilen wird:
Die Stecher und entsprechende Kundschaft, die die Bloggerszene, das Schnelllebige und Oberflächliche bedient und die, die weiterhin die Tradition verfolgen, aus der das Ganze mal gewachsen ist, den etwas leidenschaftlicheren Ansatz leben eben. Mischformen wird's weiterhin geben, alle mögen in friedlicher Koexistenz nebeneinander her...was auch immer.
Wenn man nicht vom tätowieren lebt mag einem das alles etwas lustiger, leichter und unkomplizierter erscheinen, als es tatsächlich ist, aber ihr habt in euren Jobs sicher auch manchmal richtig Bauchweh, könnt nicht schlafen, weil euch was so richtig aufregt, reibt euch an der Chefetage, weil die Werte vertritt, mit denen ihr nicht mehr konform gehen könnt oder wollt, den Burnout stets im Blick. Akzeptiert's doch auch einfach.
Ich glaube auch, dass es wenig Sinn macht sich ständig darüber aufzuregen. Es gibt nunmal diese Modeerscheinung und man muss sie ja nicht mit machen, sollte aber auch die Leute die dies tun nicht verurteilen. Es hat nunmal jeder das Recht sich in irgendeiner Form tätowieren zu lassen. Und viele Tätowierer brauchen auch diese Kundschaft um Geld zu verdienen. Also was solls sich darüber aufzuregen. Im übrigen meine ich, dass es auch früher schon ne Menge Mitläufer gab. Wenn ich an meine Jugend zurück denke, als die meisten Leute noch im Knast oder in irgendwelchen Hinterzimmern von Kneipen mit selbst gebauten Maschinen tätowiert wurfen. Was sind da für scheiß Bilder entstanden und Viele haben es hinterher bereut. Die meisten, die ich kennen gelernt habe, waren Alkoholiker oder auf dem guten Weg dorthin. Einige haben den Absprung geschafft, sind aber meist nicht stolz auf ihre Tattoos, sondern haben sich eher damit abgefunden. Es gab also schon immer Solche und Solche, nur sind es heute prozentual gesehen wesentlich mehr.
Spannendes Thema, zumal die "Grenze" ja auch recht schwammig ist. Wer von uns ist denn überhaupt "richtig tätowiert" und wer ist "Fashionista"?
Klar gibt es hier einige Modelle, wo das ziemlich eindeutig zu erkennen ist (in beide Richtungen), aber es gibt ja keinen" Club der richtig Tätowierten e.V.", dem man beitritt und dann mit Nachweis über die anderen Modejunkies herziehen kann.
Dennoch find ich den Trend erschreckend. Meine Großcousine hat mich zB vor einigen Monaten angesprochen, weil sie mein Wadentattoo (damals gerade in der Mache) "mega geil" fand und erzählte, dass sie sich auch gerne tätowieren lassen würde, aber ja noch 17 ist.
Habe dann lange mit ihr gesprochen, dass sie sich aber vorher gut informieren und sich Zeit lassen soll. Hab ihr von mir erzählt, wie ich zu meinen Tattoos kam, von dieser Seite hier und wie viele geile, aber auch sauschlechte Tattoos man sich abholen kann, wenn man sich nicht richtig informiert. Usw usw...
Das Ende vom Lied war: 3 Wochen später (sie war mittlerweile 18) hab ich sie wieder getroffen und sie hatte ihr Geburtsdatum in römischen Zahlen am Schlüsselbein und eine Herzkontur am Knöchel. Hurra...
Als dann ihr Freund später mal mein fertiges Bein sah, meinte er O-Ton: "Boah krass - dafür musste aber bestimmt zu nem richtigen Profi gehen, oder?"
Für mich zwar mega unverständlich, wie man nicht for jedes Tattoo, das lifelong seinen Körper schmücken soll, zu einem "echten Profi" geht, aber ein Indiz dafür, wie dies Jugend darüber denkt.
Vergleichbar mit Modeschmuck. Die täglich wechselnden billigen Accessoires kann ich ja günstig bei Betty Barclay oder wie das heißt kaufen. Die sind ja nur kleines Beiwerk, sehen aber schick aus. Und für mehr ist eh kein Geld da, das kann ich mir nicht leisten.
Bei Tattoos ähnlich. "Haben wollen" ist erste Prämisse und zwar "sofort". Warten ist doof, weil sonst hat nachher die beste Freundin ihr Gemale vor mir! Und da es ja nur "was kleines" werden soll, ein Accessoire eben, muss ich damit ja auch nicht zum Profi gehen.
Und so, wie es Betty Barclay an jeder Ecke gibt, gibt es eben auch Tattoovierer am jeder Ecke, die genau diesem Klientel dienen.
Aber ganz ehrlich: drüber aufregen??
Nee, danke! Wenn ich 18-Jährige wählen gehen oder Autos lenken lasse, dann sollen sie sich da frei schalten und walten.
Bekehren kann ich keinen. Da kann ich mich auch gleich mit nem Schalke-Schal in Dortmund rum treiben und mein Glück versuchen. Wäre ebenso erfolglos...
So, ich muss leider. N paar mehr Gedanken hätt ich noch. Vielleicht sagt die liebe Edit später noch was...
ich finde dieses Thema zwar spannend aber andererseits auch irgendwann ermüdend... schlussendlich ist es doch bei jeder Ideologie entscheidend, was man selber daraus macht.
Ich stelle mich - mag überheblich klingen - selber gar nicht auf die selbe Stufe wie z.B. eine Trägerin eines Unendlichkeitszeichens auf dem Unterarm. Hab aber auch bisschen gelernt, zu akzeptieren, dass es halt auch "solche" Leute gibt.
Und jeder, der sich wirklich mit der Szene auskennt, wird ein Unterschied zwischen mir und einer Modetattoo-Trägerin erkennen... und der Rest? *abwink*
Natürlich ist das nicht aufzuhalten und wird sich weiter in Richtung Mode entwickeln.
Wir brauchen uns doch nur 2 einfache Tatsachen ansehen.
1. Früher hat man sich an verdeckten Körperstellen tätowieren lassen,heute ist es sofort der Unterarm,Handgelenk oder Hals.Warum das so ist,ist ja jedem klar.
2. Jeder Zweite der hier sein Tattoo bewerten lässt fällt aus allen Wolken,weil man ihm sagt das es mies und/oder einfallslos ist.Dann sind alle total beleidigt (Ausnahmen bestätigen die Regel).ALLE finden diese Seite NACHDEM sie beim tätowieren waren.Die meisten machen sich einfach keine echten Gedanken über die Tragweite ihrer Entscheidungen.
Ich rege mich darüber nicht auf.
Interessant finde ich den Beitrag von Sandra!
Als Tätowierer muss einen sowas wirklich nerven.Wenn 50% (nur sone Zahl) der Kunden vor ihr stehen und sagen: "Ich hätte gerne 3Sterne und La Familia auf den Unterarm,aber nicht zu groß.".
Da dreht man doch irgendwann durch.
Mein Tätowierer sagte mal zu mir "Wenn ich mich breitschlagen lassen würde und jedem der hier reinkommt seinen gewünschten Spruch steche,wäre ich stinkreich.Haufen Kohle für wenig Arbeit.Aber auf so einen Scheiß habe ich echt keinen Bock.".
Wir paar Typen hier können das doch sowieso nicht beeinflussen.
Wir haben doch schon Probleme die Leute in unserem nähesten Bekanntenkreis zu "bekehren".Siehe Hattori.
In einem anderen Thread hatten wir dieses Problem auch schon.Selbst enge Freunde/Bekannte hören nicht auf uns und lassen sich irgendwelchen belanglosen Kram stechen,nur um auch "dazu zugehören".
Ich glaube auch,dass die heutige schnelllebige Zeit einen hohen Einfluss hat.
Keiner will warten.Jeder ist immer und ständig erreichbar und online.Alles muss immer sofort erledigt und entschieden werden.
Ich glaube,dass es gerade für junge Leute extrem schwer ist sich in Ruhe und mit Bedacht mit dem Thema Tattoos auseinander zu setzen.
Jede Zeit hat seine Zeit.Und damit auch seine Einflüsse.Als ich mir 78 meinen Ohrring reingehauen habe war ich der Assi schlechthin im weiten Umkreis.Ein Jahr später mit dem ersten Tattoo auf dem Unterarm ein Knastbruder.
Man muss es nicht mögen,aber den Gedanke das man als Bunter etwas außergewöhnliches ist,den kann man sich abschminken.Und wer sich zutackern lässt um etwas außergewöhnlich zu erscheinen,nun ja,wer es braucht.
Wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet, ist auch die Tattooszene Moden unterworfen. Ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sind fast alle hier von diesen beeinflusst. Ich möchte mich hierbei nicht ausschliessen.
Vor 10 Jahren fand ich Oldschool Teile einfach nur furchtbar hässlich und heute liebe ich sie. Da frag ich mich manchmal schon, ob ich mich einfach entsprechend "entwickelt" habe, oder ob ich von der aktuellen Mode beeinflusst bin. Wahrscheinlich ist es, wie bei so vielen, eine Mischung aus beidem.
Was ich aber mit Sicherheit weiss ist, wäre ich heute 18 hätte ich zu 100% so ein Infinity-FensterVögel-Dingens tätowiert (oder vielleicht eher das, was man so als Gegenpool zur Komerzwelt aktuell tätowieren lässt). Mit 18 war ich noch ein halbes Kind, fühlte mich allwissend und total erwachsen. Dementsprechend hab ich mir auch jeglichen Mist tätowieren lassen um cool zu sein (er war damals übrigens auch cool). Aber war soll's, das waren halt meine ersten Schritte in die Tattoowelt.
Daher versuche ich nicht das ganze nicht allzu sehr zu verurteilen und vor allem sollte man es nicht überbewerten. Viele von denen, die heute mit Modetattoos rumlaufen, werden in ein paar Jahren Hammerteile auf sich tragen.
In einer Zeit, in der es eine Mode ist, anscheinend keinen Moden zu folgen, ist eh alles eine Mode.
Zum Thema warten: ich war gestern in meinem Studio zum Besprechen und Termin machen - erster freier Platz 1. Juli. Daraufhin hab ich gesagt dass ich mich im Sommer nicht gern tätowieren lasse und hab einen Termin im November gemacht (entsetzte Blicke einer anderen Kundin). Klar ich hätte den Termin am liebsten nächste Woche aber das geht nun mal nicht und das ist zu akzeptieren.
Hab während des Wartens ein Gespräch mitverfolgt bei dem eine junges Mädchen richtig gebettelt hab heuer noch gestochen zu werden. O-Ton Tätowierer "ich kann niemanden wegen dir rauskicken aber wenns eh nur sowas kleines ist, kann man ja schauen ob ich dich vielleicht irgendwo dazwischen schieben kann."
Ich persönlich möchte auf keinen Fall "dazwischen geschoben werden" - aber gut.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass mein Wunschmotiv in einem Jahr nicht aus der Mode kommt - oder noch schlimmer "In" wird ;-)
Mehr als 6 Millionen Deutsche sind tätowiert - so viele wie noch nie zuvor. In der Altersklasse der 25 -34 -jährigen befindet sich der höchste Anteil Personen mit Tattoos (22%)...
Das deckst sich mit meinen eigenen (statistisch natürlich nicht signifikanten) Beobachtungen in Freibad, Fußgängerzone und am Urlaubsstrand. Und die Zahl der massenhaft dahingetackerten Mode- und Dekostempel überwiegt bei weitem die Zahl jener Tattoos, für die der Begriff "Tätowierkunst" angewendet werden kann.
Ist das jetzt ein Grund, den Untergang des Abendlandes (oder wenigstens der Tätowierkunst) zu befürchten?
Nein. Der Boom des Einen führt nicht automatisch zum Untergang des Anderen. Ich vermute eher, dass sich zwei sehr unterschiedliche Tattoowelten entwickelt haben. Die existieren ohne klare Abgrenzung von einander parallel nebeneinander her. Bei den Tätowierern kann man das doch zum Teil schon beobachten: Klar, einige machen (auch zum Broterwerb) beides, aber einige haben sich auf das Stempeln von Massenware spezialisiert, während andere sich inzwischen konsequent weigern, Modemist zu stechen oder den Schrott anderer zu covern und/oder zu verbessern.
Wie ich gestern schrieb: - gleichzeitig (also parallel zum Massengestempel) entwickelt sich die Tattookunst handwerklich und künstlerisch kontinuierlich weiter. Abstrakte Tattoos, Blackwork, Neo-Traditionals, Comicstyle etc. waren noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar. Maori- und Asiatattoos gibt es (jetzt auch in Europa) in nie dagewesener Qualität. Soviel gute Literatur, Studien und so gute Bildbände (Ergänzung: Dokumentarfilme) zum Thema hat es noch nie gegeben. Genau wie Fachzeitschriften und Conventions (wobei die Convention in Hintertupfingen nicht unbedingt ein Qualitätsgarant ist).
Außerdem bedeutet auch nicht jede Modeströmung automatisch einen qualitativen Rückschritt der Tätowierungen . Die Hipster, die ich in Berlin und Kopenhagen beobachte, sind fast durchgängig sehr ansprechend tätowiert.
Entsprechend macht es (bezogen auf die Eingangs gestellte Frage) meiner Meinung nach wenig Sinn, "- dagegen zu wettern und Widerstand zu leisten".
Sinnvoll ist es, das eigene Hobby (-Beruf sowieso) mit Liebe zu betreiben und sich weiter zu entwickeln. Sinnvoll ist es auch, offen zu sein für jene 10% der Tätowierten, die ihre Tattoos inzwischen bereuen. Wenn die hier auf dieser Seite um Rat bitten, macht es Sinn, nach besten Wissen und gewissen Rat- und Vorschläge zu erteilen und auf gute Tätowierer zu verweisen. Für manchen war die Korrektur der kleinen "Modegurke" übrigens der Einstieg in ein tolles Hobby. Auch schon erlebt.
Die Fashionvictims zu überzeugen funktioniert nicht. Das weiss jeder, der es im eigenen Familien oder Freundeskreis versucht hat. Da kann man genauso gut auf einen toten Hund einreden.
Akzeptieren muss man den gestochenen Freibadmüll aber natürlich auch nicht...
Quelle:
http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/meldung/2014/05/meld0201...
Wie bei allem, kommt es auch hier ein bisschen auf das „Wie“ an.
An sich finde ich es sehr gut und wichtig, seine Meinung zu vertreten. Gerade bei Tattoos ist es durchaus vernünftig, jemandem erstmal abzuraten, wenn er sich sofort ein Modeteil stechen lassen will, weil „das so cool ist“. Denn Mode verändert sich – je nachdem sogar unglaublich schnell.
Ich kenne so viele Mädels in meinem Alter, die ein Arschgeweih haben und sich heute dafür schämen, eben weil sie es nur gemacht haben, weil das damals als „cool“ galt.
Lasse ich mich also nur tätowieren, um ein positives Feedback der Allgemeinheit zu erhalten, stehen meine Chancen, dass mein einst cooles Tattoo, irgendwann zur totalen A…karte verkommt, ziemlich gut… Gerade, wenn mir die Außenwirkung wichtig ist, sollte ich das bedenken.
Klar, viele Leute wollen gar nicht so weit denken, aber ich finde es trotzdem wichtig, wenigstens zu versuchen, ihnen das bewusst zu machen.
Gleiches gilt für die Leute, die unbedingt etwas Bedeutungsschwangeres haben wollen. Da geht es dann weniger um das Tattoo an sich, sondern mehr um die Aussage, die das Tattoo über einen treffen soll.
Auch hier ist die Außenwirkung wieder sehr wichtig. Denn viele Leute, die sich ein „La Familia“ oder die Namen ihrer Kinder stechen lassen wollen, hoffen, dass andere bei diesem Anblick denken, was für tolle Familienmenschen / Eltern sie doch sein müssen. Macht man diesen Leuten bewusst, dass das auch eine ganz andere Wirkung haben kann und ein gut gemachtes, kreatives Teil viel besser ankommt, kann das schon etwas bewirken.
Trotzdem sollte man respektieren, dass es einfach Leute gibt, die ein Arschgeweih wollten und auch heute noch absolut dazu stehen. Oder dass manche Leute kein kreatives, ausgefallenes Motiv wollen, sondern ganz simpel den Namen ihres Kindes. Nicht nur, weil es Mode ist, sondern auch, weil sie es so möchten. Weil es ihnen gefällt.
Dann sollte man zumindest für eine Sekunde die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese Leute ihre Tattoos nicht bereuen werden. Dass auch ein Unendlichkeitszeichen schön und sauber gemacht sein kann. Und dass diese Leute nicht gleich blöd sind, nur weil sie sich nicht von ihrem Wunsch abbringen lassen.
Das ist der Punkt, den ich am Anfang meinte: Das „Wie“. Ich kann jemandem vernünftig erklären, was Tattoos bedeuten, welche Tradition sie haben und dass es in der Regel sehr viel klüger ist, sich damit auseinanderzusetzen und Zeit zu lassen. Und am Ende kann ich die Entscheidung anderer auch dann respektieren, wenn ich mich ganz anders entschieden hätte. Oder ich kann jemanden beschimpfen und als Person herabsetzen.
Mit der Zeit hat das, denke ich, nichtmal so viel zutun. Ich kenne genug Männer um die 50 oder älter, die irgendwelchen Schrott tätowiert haben, weil sie in ihrer Jugend irgendwo dazugehören wollten. Oder weil sie damit provozieren wollten. Oder weil sie es einfach cool fanden. Und ich kenne auch in meinem Alter genug Leute, die direkt mit 18 zum nächstbesten Studio gewackelt sind und sich irgendwas aus dem Katalog ausgesucht haben, Hauptsache tätowiert.
Heute ist es mehr geworden, weil Tattoos allgemein anerkannter sind als früher und die Studios teilweise wie Pilze aus dem Boden schießen. Trotzdem glaube ich nicht, dass sich früher jeder total viele Gedanken gemacht hat und / oder wirklich einen Bezug zur Szene hatte.
Letztendlich denke ich nicht, dass man diese Entwicklung total akzeptieren muss und ich denke auch nicht, dass es viel bringt, sich bis zum Herzinfarkt hineinzusteigern.
Ich kann eine gute gemachte Feder als solche problemlos anerkennen, auch wenn ich selbst keine haben wollte. Und ebenso kann ich mit jemandem befreundet sein, der von oben bis unten mit Modeschrott überhäuft ist, ohne mich ständig darüber auszulassen. Und zu guter letzt kann ich hinnehmen, wenn Leute glücklich mit ihren Tattoos sind und es ihnen vollkommen egal ist, was ich darüber denke. So wie auch mir nicht jede Meinung wichtig ist.
Tatsächlich glaube ich, dass das bei einigen das eigentliche Problem ist. Nicht, dass es sie interessiert, wer sich was stechen lässt, sondern dass sie wollen, dass die eigene Meinung anerkannt wird. Damit, dass diese anderen scheißegal sein kann, muss man sich aber ab und an arrangieren und das kann viel schwerer sein, als sich mit Modetattoos arrangieren zu müssen ;)
Hmm was unterliegt denn keiner Modeerscheinung, oder sind auch nicht Stilrichtungen schon eine Modeerscheinung.
Als ich vor 35 Jahren am Lagerfeuer saß, wir mit Nadel, Faden und einem Fläschchen Rotring Tinte und mein eigentlich erstes Tattoo in meinem Oberarm hämmerten (Zum Glück jetzt unterm Wolf verschwunden,) bestanden Tattoos aus einzelnen Punkten und Blowouts hatten noch nicht mal einen Namen, sie gehörten dazu.
Einen professionellen Tätowierer gab es eventuell im Hamburger Hafen aber nicht hier auf dem Land.
Hässliche Schwerter und Anker, krumme Herzen, KiSS Logo und AD/DC Schriftzüge waren das machbare.
Von Tattookunst konnte da keine Rede sein.
Heute gibt es perfekte Maschinen, für spezielle Eigenschaften, Farben in alle Richtungen, der Inker ist ein echter Künstler geworden und kann selbst Portraits fast lebensecht auf die Haut bannen.
Hmm ist das nicht auch eine Modeerscheinung?
Hier werden Schriftzüge oder kleine Symbole Zeichen oder sonstwas am Unterarm als Modeerscheinung heruntergewürdigt und sehr schöne Realistics hochbewertet.
Unter den besten Tattoos, lange auf Platz eins hier findet man dieses hier.
http://www.tattoo-bewertung.de/tattoo/eine-eule-1
Eine geile Arbeit, ohne Zweifel, perfekte Ausführung, toller Blick perfekte Datails...
...aber komme ich in ein Geschäft das Wohnungsdeko verkauft, finde ich seit ca. 1,5 Jahren Eulen in allen Variationen, für die Wand, als Vase, Deko Figur usw..
Da frag ich mich.....ist eine Eule nicht auch eine Modeerscheinung?
Das so oft verachtete Arschgeweih, oft auch eine sehr gute Arbeit, wurde doch von Muggels (Frei nach Harry Potter) kaputt gemacht und wird jetzt sogar noch von Menschen aus der Tattooszene herunter gemacht. Ich finde ein gut gemachtes Tattoo in der Michaelis Raute auch heute noch ansehnlich und würde niemanden dafür verurteilen.
Ich finde viele Tattoos tragen die Zeichen der Zeit in denen sie gemacht wurden, und das sollte auch so sein.
Und diese Schriftzüge am Unterarm werden ja von Stars, oder solche die es gern sein wollen momentan vorgemacht und scheinen ja dann Begehrlichkeiten bei vielen Jüngeren/Heranwachsenden zu wecken. Naja warum nicht.
Nur sollte jeder Inker hier Aufklärung leisten, nicht schnell mal was stechen sondern reden, erklären wie man in Zukunft darüber denken könnte, was man sich auch aussetzt mit einem sichtbaren Tattoo, auch in der heutigen Gesellschaft leider noch.
Als Tattooträger bekommt man oft genug Gegenwind von Muggels, sogar Anfeindungen ist man ausgesetzt, wobei es doch uns egal ist, ob jemand nicht tätowiert ist.
Das sind jetzt nur so Gedanken / Gedankenfragmente die mir beim Lesen der Texte in den Kopf schossen, vielleicht einfach mal die 5 gerade sein lassen (Kann man diesen Spruch eigentlich bildlich darstellen...Frage an Inker?)