Scheinen halbwegs sauber gezogene Lines zu sein, aber ansonsten bockt mich diese "The Rock für Arme" Schaizze leider keinen Millimeter mehr. Schon vielzuviele dieser Polynesischen "Assigraffitis" gesehen, als daß ich da noch vor Begeisterung vom Sofa fallen würde. Irgendwie sind die Dinger von echter Tradition zu demselben Modekack geworden wie 3bäls und sonstiger generischer Kram.
verfasst von Monkey Man am 1. Dezember 2018 - 11:28.
Wobei das Tribal nur Grafik war, das Maori aber oft aufgeladen wird mit westlichen Ideen von edlen polynesischen Ureinwohnern, die sich gegenseitig bedeutungsschwangere Symbolik unter die Haut tackern. - Als wenn das eigene kleine Leben in Gelsenkirchen-Buer durch das Kopieren fremder Symbolik spannender, geheimnisvoller und irgendwie spiritueller wird.
Aber das ist wie die Leinwand, je leerer sie ist, desto besser kann man etwas hineinprojezieren. Bezogen auf Maori: Je weniger ich über Ureinwohner auf der anderen Seite des Planeten weiß, desto besser kann ich da was hinenträumen.
Davon abgesehen finde ich dieses Tattoo eigentlich ganz gut gelungen. Allerdings ist das Verhältnis zwischen geschlossenen und offenen Flächen nicht durchgehend gelungen. Die Anpassung an Anatomie und Muskeln finde ich aber sehr gut. Auf römische Ziffern hätte ich verzichtet, hier wird das Konzept des Maori verwässert.
In der Summe trotz Schwächen schön anzuschauen. In Natura wahrscheinlich ein stimmiger Gesamteindruck.
verfasst von glabbaleng am 2. Dezember 2018 - 10:05.
wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen vom Affen-Mann ;-D
Meiner Meinung nach darf man bei allen Tätowierungen was hineininterpretieren, wegen mir sich auch Dinge anderer Kulturen aneignen, denke muss jeder für sich entscheiden. Sehe da nichts Verwerfliches ...
Amüsiere mich wenn ich Menschen aus aller Herren Länder mit Dirndl und Krachledernen sehe, who cares?
Die Anpassung finde ich hier besonders gelungen, für mich ein sehr gutes Teil.
Ich für meinen Teil finde es ja nicht gut wenn man sich die Stammes-und Familiensymbole dieser polynesischen Stämme stechen lässt. So etwas finden diese Stämme, in der Masse, nicht sehr toll, sondern als Beleidigung. Insbesondere da die einzelnen Symbole oftmals auch falsch interpretiert werden und nur für die Familie bzw. den Stamm gedacht sind und auch mit bestimmten Taten verdient werden müssen.
In Neuseeland ging dieser Maori-Trend so weit das einige Tätowierer nur noch Motive stechen die zwar aussehen als wären es originale Symbole, aber nur Touristen-Tattoos sind, ohne Bedeutung für den Stamm.
Ich empfinde auch den Polynesischen Stil nicht unbedingt passend für unsere helle europäische Haut, da die Kontraste zwischen Schwarz und heller Haut zu krass sind. Bei einem dunkleren Hauttyp fügen sich die schwarzen Flächen, für meinen Geschmack, harmonischer in das Gesamtbild ein und wirkt einfach passend.
Unterm Strich dürfte dieser gezeigte Arm auch nichts anderes als ein "Fake"-Maori sein, was man schon an den Schattierungen erkennen kann. Diese wären bei einem Original nicht vorhanden. Da gibt es nur Schwarz oder Haut. Von den römischen Zahlen brauchen wir jetzt nicht zu reden.
Auch wenn dieser Arm nur von polynesischen Motiven inspiriert wurde und technisch gut gearbeitet wurde, finde ich ihn zu lasch, irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes und erst recht keine Arbeit die sich aus dem Pseudo-Maori-Allerlei besonders abheben würde. Deswegen gibt es von mir nur knapp sechs Punkte für diesen Dwayne Johnson-Abklatsch.
Ja, aber wo will man denn da die Grenze ziehen? Darf ich mir einen Indianer stechen lassen wenn ich selbst keiner bin? Als Weißer einen schwarzen Musiker?
Auch bei japanischen Tattoos auf Europäern wird sich sehr selten aufgeregt, obwohl die mindestens ebenso viel Tradition und Bedeutung haben.
Ich persönlich werte die Kunstfreiheit auf meinem eigenen Körper höher als die Befindlichkeiten von Menschen die das im Zweifel eh nie zu sehen bekommen.
In Sachen Tattoo ziehe ich, für mich, die Grenze bei traditionellen StammesTätowierungen .
Ich ziehe einmal einen hinkenden, aber in der Intention passenden Vergleich zu den, hier in Europa verbreiteten Familienwappen. Meine Familie hat ein solches Wappen und ich fände es nicht gerade gut wenn irgendein Hansel, nur weil er das schön findet, sich dieses auf die Haut ballern würde. Wahrscheinlich hätte es für besagten Hansel sogar Konsequenzen in Form von körperlichen Schmerzen.
Da ich selber auch Träger von japansicher Tätowierkunst bin, haben ich mich dahingehend schon vorab lange und ausführlich informiert. Ich wollte keine Japaner beleidigen oder vor den Kopf stoßen.
Die Japaner sind Religionen gegenüber sehr aufgeschlossen und wenden diese auch sehr pragmatisch an. So ist es z.B. nicht ungewöhnlich wenn ein Japaner in seinem Leben Shintoistisch getauft, Christlich verheiratet und Buddhistisch begraben wird.
Natürlich haben viele der Symbole im Shintoismus und Buddhismus eine Bedeutung, solange man diese aber nicht Sinnverkehrt oder despektierlich(Buddha unterhalb der darstellt, haben aber die Japaner im Regelfall kein Problem damit die traditionellen Motive auf europäischer Haut zu sehen. Wenn man natürlich von der gesellschaftliche Ächtung von Tätowierungen im asiatischen Raum absieht.
Ich finde es ebenfalls als wichtig das es Kunstfreiheit gibt, gerade bei Tätowierungen , auch wenn diese Religionskritisch sind oder politische Statements enthalten. Auch gebe ich dir Recht das diesen Arm wahrscheinlich niemals ein Angehöriger der polynesischen Völker sehen wird. Dennoch empfinde ich diese Tätowierungen als respektlos gegenüber den jeweiligen Stämmen.
verfasst von Monkey Man am 5. Dezember 2018 - 19:06.
Wer sich brennende Kirchen in die Haut tackern lässt, der hat eine ganz eigene, eine ganz persönliche Botschaft. Das finde ich ok. Ich muss die Botschaft ja nicht gut finden.
Ich finde es aber nicht so toll, wenn sich jemand was "ausleiht" aus einer anderen Kultur.
Fremde Symbole gehören zu einer uns fremden Kultur. Das sollte man respektieren. Verbieten will ich nix, sollen die Leute machen was sie wollen, nur gut finden muss ich es ja nicht.
In meiner Straße steht bei einem Nachbar ein Buddha im Vorgarten. Liegt voll im Trend, Buddhas sind die neuen Gartenzwerge.
Das finden Buddhisten allerdings nicht so komisch. Buddha sollte nicht zur Deko verwendet werden und wenn man eine Figur aufstellt, dann bitte nicht so, dass man auf sie niederschaut.
Ich fände es auch nicht so toll, wenn unsere christlichen Symbole irgendwo anders als sinnentleerte Deko verwendet werden. Auch da: Verbieten will ich nix, gut finden muss ich es aber auch nicht.
Was mich eigentlich an der Verwendung fremder Symbole stört ist, dass sich die Leute wahrscheinlich nicht die Bohne mit den Bedeutungen und Werten auseinandergesetzt haben, die dahinter stecken. Das ist ok bei einem T-Shirt. Bei einem Tattoo sollte alles etwas durchdachter sein. Soll ja schließlich länger halten.
Aber am Ende soll die Kunst frei sein und jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Solange ich nicht alles beklatschen muss.
verfasst von Thirty am 5. Dezember 2018 - 19:05.
mcamokk: Du sagst es, "wenn man von der üblichen Ächtung von Tätowierungen bei den Japanesen absieht". Da liegt der Hund begraben, es macht für den durchschnittlichen Bewohner von Nihon kaum einen Unterschied, ob das jetzt "cultural appropriation" ist oder nicht, denn obwohl hinter den tebori eine gewisse Tradition steht, sind sie doch noch immer keine japanische Allgemeinkultur, sondern Erkennungszeichen und -merkmal vornehmlich der Yakuza. Einem Yakuza dürfte eine Langnase mit einem "traditionellen Tattoo" wohl auch eher gegen den Strich gehen. Und was passiert, wenn man mit dem Flaming Skull der Hells Angels rumläuft, aber nicht Mitglied ist, das muss man hoffentlich nicht weiter ausführen. Bei den traditionellen polynesischen Stammesmustern aber ist es eine weitverbreitete Kultur, die von den Polynesiern selbst als integraler Teil ihrer Identität angesehen wird. Somit kann man die polynesischen Tattoos nur schwerlich mit tebori vergleichen, da die kulturelle Bedeutung der beiden Tattoostile gänzlich verschieden ist. Und was im Westen ja der Knackpunkt ist, das ist die Kommerzialisierung, die "Konsumierbarkeit" dieser Tattoos, bis eben hin zu völlig bedeutungslosen Phantasiemustern. Vor allem dieses Merkmal macht es den Polynesiern eher schwer, dieser Mode mit Wohlwollen zu begegnen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil man sich die traditionellen Tataus eher verdient als einfach beim nächsten Inker abholt. Also, ich verstehe es schon, wenn vom westen eine uralte Tradition und deren tiefere Bedeutung einfach zu nichtssagendem Brimborium unter der Haut korrumpiert wird. Aber aufhalten wird man den Ottonormalgeinkten wohl eh nicht können, denn wie wir alle wissen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Sieht man ja auch am leidigen Thema Copycat, bei dem auch schamlos zugegriffen wird, gleichgültig wieviel ein Customtattoo dem Erstträger bedeutet. Egokultur. Ich,ich,ich. Naja, die Evolution wirds schon richten... ;) Oder der Klimawandel...hoffen wir mal, daß die nächste evolvierende Spezies auf und mit diesem Planeten besseres anstellt. ^^
hier mal zu der (immer wiederkehrenden) Diskussion um Moari Tattoos (warum wird dies eigentlich bei einem Kreuz nicht diskutiert ?) eine Erklärung aus dem Netz (ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen) :
Kirituhi versus Tā moko
Für die Maori sind ihre traditionellen Tā-moko-Tattoos nicht nur ein ästhetischer Körperschmuck, sondern haben eine tiefe Bedeutung und symbolisieren Zusammengehörigkeit, Spiritualität, Herkunft und Kultur. Nicht nur wegen des Disney-Films Vaiana* erfreuen sich polynesische Tätowierungen und Maori-Tattoos wachsender Beliebtheit und werden auch immer öfter von Menschen getragen, die selbst keine Maori sind. Aber kann man sie sich stechen lassen, ohne Maori zu verärgern, weil man ihre Symbole trägt, ohne selbst Maori zu sein (Stichwort: cultural appropriation)?
Um ihre Kultur zu schützen, aber gleichzeitig auch mit Bewunderern teilen zu können, unterscheiden die Maori zwischen dem Tā moko, das auf die traditionelle Art gestochen wird, und dem Kirituhi, einem Tattoo im Stil der Maori, das aber mit modernen Tätowiermaschinen gestochen wird. Während ein Tā moko immer eine besondere Bedeutung hat und Informationen über den Träger offenbart (zum Beispiel über den Status, den Job, die Familie und den Stamm) und ausschließlich Maoris vorbehalten ist, dürfen sich Nicht-Maori ein Kirituhi stechen lassen und dabei mit dem (Maori- oder Nicht-Maori-)Tätowierer auch eigene Designs, die das Leben des Trägers widerspiegeln, kreieren.
Grüße
PS : Selbst Träger eines Rücken Moari Tattoos von jemanden gestochen (maschinell), der in Neuseeland gelernt hat. (Warum wird, wenn nicht "erlaubt" Ausländern die Bedeutung der Symbole beigebracht ?)
verfasst von Monkey Man am 9. Dezember 2018 - 1:05.
"- Warum wird das nicht bei einem Kreuz diskutiert?"
Wird es. Sogar sehr kritisch. Einfach mal ältere Beiträge hier lesen.
Abgesehen davon ist das Kreuz ein Symbol, das tief verwurzelt ist in unserer Kultur. Selbst Atheisten wissen, wofür es steht. Ich bin Christ. Ich kenne die Bedeutung des Kreuzes sehr genau.
Ich fände es irgendwie befremdlich, wenn sich Maori mit Kreuzen und Christus schmücken würden. Weil sie die schön finden oder aus "Bewunderung für unsere Kultur."
Ich würde das niemanden verbieten wollen. Toll finden muss ich es aber auch nicht.
Es gibt Chinesen, die eine christliche Hochzeit in einer Kulissenkirche simulieren, so wie sie hinterher in einen nachgebauten "bayerischen" Biergarten gehen. Wie gesagt, verbieten will ich es niemanden. Aber applaudieren tu ich nicht.
Und ich zweifle einen Text an, der schwungvoll sagt, was "die Maori" denken. Viele indigene Völker kämpfen um ihre kulturelle Existenz und sind sich dabei nicht untereinander einig. "Die Maori" gibt es nicht. Auch mischt der zitierte Artikel Kultur und Religion und Spiritualität. Google-Wissen ersetzt eben keinen echten Einblick in eine Kultur. Wer eine fremde Kultur bewundert, der sollte sie auch respektieren. Respekt kann bedeuten, dass man sich eben nicht mit fremden Symbolen schmückt.
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Scheinen halbwegs sauber gezogene Lines zu sein, aber ansonsten bockt mich diese "The Rock für Arme" Schaizze leider keinen Millimeter mehr. Schon vielzuviele dieser Polynesischen "Assigraffitis" gesehen, als daß ich da noch vor Begeisterung vom Sofa fallen würde. Irgendwie sind die Dinger von echter Tradition zu demselben Modekack geworden wie 3bäls und sonstiger generischer Kram.
Ja, das Maori hat das Tribal abgelöst.
Wobei das Tribal nur Grafik war, das Maori aber oft aufgeladen wird mit westlichen Ideen von edlen polynesischen Ureinwohnern, die sich gegenseitig bedeutungsschwangere Symbolik unter die Haut tackern. - Als wenn das eigene kleine Leben in Gelsenkirchen-Buer durch das Kopieren fremder Symbolik spannender, geheimnisvoller und irgendwie spiritueller wird.
Aber das ist wie die Leinwand, je leerer sie ist, desto besser kann man etwas hineinprojezieren. Bezogen auf Maori: Je weniger ich über Ureinwohner auf der anderen Seite des Planeten weiß, desto besser kann ich da was hinenträumen.
Davon abgesehen finde ich dieses Tattoo eigentlich ganz gut gelungen. Allerdings ist das Verhältnis zwischen geschlossenen und offenen Flächen nicht durchgehend gelungen. Die Anpassung an Anatomie und Muskeln finde ich aber sehr gut. Auf römische Ziffern hätte ich verzichtet, hier wird das Konzept des Maori verwässert.
In der Summe trotz Schwächen schön anzuschauen. In Natura wahrscheinlich ein stimmiger Gesamteindruck.
wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen vom Affen-Mann ;-D
Meiner Meinung nach darf man bei allen Tätowierungen was hineininterpretieren, wegen mir sich auch Dinge anderer Kulturen aneignen, denke muss jeder für sich entscheiden. Sehe da nichts Verwerfliches ...
Amüsiere mich wenn ich Menschen aus aller Herren Länder mit Dirndl und Krachledernen sehe, who cares?
Die Anpassung finde ich hier besonders gelungen, für mich ein sehr gutes Teil.
Gefällt mir.Sehr schön angepasst
Ich für meinen Teil finde es ja nicht gut wenn man sich die Stammes-und Familiensymbole dieser polynesischen Stämme stechen lässt. So etwas finden diese Stämme, in der Masse, nicht sehr toll, sondern als Beleidigung. Insbesondere da die einzelnen Symbole oftmals auch falsch interpretiert werden und nur für die Familie bzw. den Stamm gedacht sind und auch mit bestimmten Taten verdient werden müssen.
In Neuseeland ging dieser Maori-Trend so weit das einige Tätowierer nur noch Motive stechen die zwar aussehen als wären es originale Symbole, aber nur Touristen-Tattoos sind, ohne Bedeutung für den Stamm.
Ich empfinde auch den Polynesischen Stil nicht unbedingt passend für unsere helle europäische Haut, da die Kontraste zwischen Schwarz und heller Haut zu krass sind. Bei einem dunkleren Hauttyp fügen sich die schwarzen Flächen, für meinen Geschmack, harmonischer in das Gesamtbild ein und wirkt einfach passend.
Unterm Strich dürfte dieser gezeigte Arm auch nichts anderes als ein "Fake"-Maori sein, was man schon an den Schattierungen erkennen kann. Diese wären bei einem Original nicht vorhanden. Da gibt es nur Schwarz oder Haut. Von den römischen Zahlen brauchen wir jetzt nicht zu reden.
Auch wenn dieser Arm nur von polynesischen Motiven inspiriert wurde und technisch gut gearbeitet wurde, finde ich ihn zu lasch, irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes und erst recht keine Arbeit die sich aus dem Pseudo-Maori-Allerlei besonders abheben würde. Deswegen gibt es von mir nur knapp sechs Punkte für diesen Dwayne Johnson-Abklatsch.
mcamokk: Du sagst es, "wenn man von der üblichen Ächtung von Tätowierungen bei den Japanesen absieht". Da liegt der Hund begraben, es macht für den durchschnittlichen Bewohner von Nihon kaum einen Unterschied, ob das jetzt "cultural appropriation" ist oder nicht, denn obwohl hinter den tebori eine gewisse Tradition steht, sind sie doch noch immer keine japanische Allgemeinkultur, sondern Erkennungszeichen und -merkmal vornehmlich der Yakuza. Einem Yakuza dürfte eine Langnase mit einem "traditionellen Tattoo" wohl auch eher gegen den Strich gehen. Und was passiert, wenn man mit dem Flaming Skull der Hells Angels rumläuft, aber nicht Mitglied ist, das muss man hoffentlich nicht weiter ausführen. Bei den traditionellen polynesischen Stammesmustern aber ist es eine weitverbreitete Kultur, die von den Polynesiern selbst als integraler Teil ihrer Identität angesehen wird. Somit kann man die polynesischen Tattoos nur schwerlich mit tebori vergleichen, da die kulturelle Bedeutung der beiden Tattoostile gänzlich verschieden ist. Und was im Westen ja der Knackpunkt ist, das ist die Kommerzialisierung, die "Konsumierbarkeit" dieser Tattoos, bis eben hin zu völlig bedeutungslosen Phantasiemustern. Vor allem dieses Merkmal macht es den Polynesiern eher schwer, dieser Mode mit Wohlwollen zu begegnen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil man sich die traditionellen Tataus eher verdient als einfach beim nächsten Inker abholt. Also, ich verstehe es schon, wenn vom westen eine uralte Tradition und deren tiefere Bedeutung einfach zu nichtssagendem Brimborium unter der Haut korrumpiert wird. Aber aufhalten wird man den Ottonormalgeinkten wohl eh nicht können, denn wie wir alle wissen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Sieht man ja auch am leidigen Thema Copycat, bei dem auch schamlos zugegriffen wird, gleichgültig wieviel ein Customtattoo dem Erstträger bedeutet. Egokultur. Ich,ich,ich. Naja, die Evolution wirds schon richten... ;) Oder der Klimawandel...hoffen wir mal, daß die nächste evolvierende Spezies auf und mit diesem Planeten besseres anstellt. ^^
Hai,
hier mal zu der (immer wiederkehrenden) Diskussion um Moari Tattoos (warum wird dies eigentlich bei einem Kreuz nicht diskutiert ?) eine Erklärung aus dem Netz (ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen) :
Kirituhi versus Tā moko
Für die Maori sind ihre traditionellen Tā-moko-Tattoos nicht nur ein ästhetischer Körperschmuck, sondern haben eine tiefe Bedeutung und symbolisieren Zusammengehörigkeit, Spiritualität, Herkunft und Kultur. Nicht nur wegen des Disney-Films Vaiana* erfreuen sich polynesische Tätowierungen und Maori-Tattoos wachsender Beliebtheit und werden auch immer öfter von Menschen getragen, die selbst keine Maori sind. Aber kann man sie sich stechen lassen, ohne Maori zu verärgern, weil man ihre Symbole trägt, ohne selbst Maori zu sein (Stichwort: cultural appropriation)?
Um ihre Kultur zu schützen, aber gleichzeitig auch mit Bewunderern teilen zu können, unterscheiden die Maori zwischen dem Tā moko, das auf die traditionelle Art gestochen wird, und dem Kirituhi, einem Tattoo im Stil der Maori, das aber mit modernen Tätowiermaschinen gestochen wird. Während ein Tā moko immer eine besondere Bedeutung hat und Informationen über den Träger offenbart (zum Beispiel über den Status, den Job, die Familie und den Stamm) und ausschließlich Maoris vorbehalten ist, dürfen sich Nicht-Maori ein Kirituhi stechen lassen und dabei mit dem (Maori- oder Nicht-Maori-)Tätowierer auch eigene Designs, die das Leben des Trägers widerspiegeln, kreieren.
Grüße
PS : Selbst Träger eines Rücken Moari Tattoos von jemanden gestochen (maschinell), der in Neuseeland gelernt hat. (Warum wird, wenn nicht "erlaubt" Ausländern die Bedeutung der Symbole beigebracht ?)